Grüne besuchen Blechwarenfabrik Limburg

Sabine Hirler im Gespräch mit Annika Trappmann
Sabine Hirler im Gespräch mit Annika Trappmann

Die Geschwis­ter Anni­ka und Hugo Sebas­ti­an Trapp­mann haben in den letz­ten Jah­ren die Blech­wa­ren­fa­brik Lim­burg (BL) zu einem der füh­ren­den nach­hal­tig­keits­ori­en­tier­ten Unter­neh­men Deutsch­lands gemacht. Dafür wer­den sie im Okto­ber mit dem Deut­schen Umwelt­preis 2020 aus­ge­zeich­net. Sie­he Info

Auf Initia­ti­ve von Sabi­ne Hir­ler vom geschäfts­füh­ren­den Kreis­ver­stand durf­te sich eine Dele­ga­ti­on der GRÜNEN Lim­burg-Weil­burg nun selbst ein Bild davon machen, wie die Geschwis­ter Trapp­mann in der BL mit Digi­ta­li­sie­rung und inno­va­ti­ven Pro­duk­ti­ons­me­tho­den neue Maß­stä­be in Sachen Nach­hal­tig­keit, Kli­ma­schutz und Res­sour­cen­schutz setzen.

„Ihre Fir­ma ist ein Para­de­bei­spiel dafür, dass sich im pro­du­zie­ren­den Gewer­be die Inten­ti­on grü­ner Umwelt­po­li­tik und das finanz­wirt­schaft­li­che Den­ken bes­tens unter einen Hut brin­gen las­sen“, lob­te Sabi­ne Häu­ser-Elt­gen, die Vor­sit­zen­de der GRÜNEN Kreis­tags­frak­ti­on. „Wir freu­en uns sehr, ein solch inno­va­ti­ves Unter­neh­men im Land­kreis zu haben“, wand­te sie sich an BL-Geschäfts­füh­rer Hugo Sebas­ti­an Trapp­mann (37). Begeis­tert sei sie zudem, dass Anni­ka Trapp­mann mit gera­de­mal 28 Jah­ren bereits Ver­ant­wor­tung in der Unter­neh­mens­lei­tung trägt. Die jun­ge Frau ist zustän­dig für den Bereich Ener­gie- und Umwelt­ma­nage­ment sowie für das Marketing.

Bevor die Besu­cher­grup­pe der GRÜNEN durch die Pro­duk­ti­ons­hal­le geführt wur­de, hielt Hugo Sebas­ti­an Trapp­mann einen kur­zen Rück­blick auf die Unter­neh­mens­ge­schich­te. Als Speng­ler­werk­statt im Jahr 1872 von Joseph Hep­pel gegrün­det, begann die Fir­ma bereits 1898 mit der Pro­duk­ti­on von Metall­ver­pa­ckun­gen. Das alte Haupt­werk an der Stift­stra­ße wuchs über die Jahr­zehn­te mit immer neu­en Gebäu­den, bis der Stand­ort defi­ni­tiv zu klein wur­de. „Zwar fan­den wir es stets gute Lösun­gen zum Pro­du­zie­ren, doch die inter­ne Logis­tik über meh­re­re Eta­gen hin­weg wur­de mehr und mehr zum Pro­blem“, erklärt er. Schließ­lich ver­ar­bei­tet die BL jähr­lich 25.000 Ton­nen Weiß­blech – das sei so viel wie 3 ½ Eiffeltürme.

Ende 2018 nahm die BL am neu­en Stand­ort „Nörd­lich der Kapel­len­stra­ße“ im Off­hei­mer Gewer­be­ge­biet den Betrieb auf. Neben der 2700 qm gro­ßen Pro­duk­ti­ons­hal­le und einem Ver­wal­tungs­trakt sticht hier vor allem das Hoch­re­gal­la­ger ins Auge.

Eigent­lich sei der Weg von der Blech­ta­fel zur Dose ein­fach, doch der Teu­fel lie­ge im Detail, sag­te Anni­ka Trapp­mann. Denn zuerst müs­se das Ein­gangs­ma­te­ri­al beschich­tet wer­den. „Alter­na­tiv zu dem klas­si­schen Lack für die Innen­be­schich­tung, der in einem sehr ener­gie­auf­wen­di­gen Ver­fah­ren ein­ge­brannt wird, bekle­ben wir die Ble­che mit einer super­dün­nen und trotz­dem abrieb­fes­ten PET-Folie“, erläu­ter­te sie. Die­ses Ver­fah­ren sei ein­ma­lig in Euro­pa. So benö­ti­ge die BL jetzt nur noch einen der vor­mals zwei ther­mi­schen Lackier­öfen. Sei­ne Abwär­me lie­ße sich im Win­ter zum Hei­zen und im Som­mer zum Küh­len nut­zen. Zum ener­ge­ti­schen Kon­zept der BL gehört auch eine Foto­vol­ta­ik­an­la­ge mit einer Kapa­zi­tät von bis zu 750 Kilo­watt pro Stunde.

Ein wich­ti­ger Aspekt für die Zuer­ken­nung des Umwelt­prei­ses für die Blech­wa­ren­fa­brik Lim­burg ist der res­sour­cen­scho­nen­de Umgang mit dem Wert­stoff Metall. Der beim Stan­zen von run­den Deckeln und Böden ent­ste­hen­de Abfall fließt in ein Sys­tem zur Wie­der­ver­wen­dung. Unter dem Strich spart die BL auf die­se Wei­se 100 Ton­nen Weiß­blech und damit rund 2.600 Ton­nen CO2 ein.

„Stahl ist unka­putt­bar. Er lässt sich ohne Qua­li­täts­ver­lust immer und immer wie­der recy­clen“, hob Hugo Sebas­ti­an Trapp­mann her­vor. 92 Pro­zent einer Blech­do­se könn­te in den Kreis­lauf zurück­ge­führt wer­den und bei­spiels­wei­se als Sup­pen­löf­fel, in einem Brü­cken­pfei­ler oder als Teil eines Autos ein neu­es und lan­ges Leben führen.

Zum Schluss des infor­ma­ti­ven Gesprächs inklu­siv einer inter­es­san­ten Werks­füh­rung woll­te der Lim­bur­ger Stadt­ver­ord­ne­te Dr. Sebas­ti­an Schaub wis­sen, wel­che lokal­po­li­ti­schen The­men den Geschwis­tern Trapp­mann unter den Nägeln bren­nen. „Ein Die­sel­fahr­ver­bot in Lim­burg wür­de uns hart tref­fen“, so der 37-jäh­ri­ge Geschäfts­füh­rer. Denn es gäbe einen regen Trans­port­ver­kehr zwi­schen dem alten und dem neu­en Werk.

Anni­ka Trapp­mann wür­de gern mit dem Rad zur Arbeit fah­ren und wünscht sich eine bes­se­re Gestal­tung der Rad­we­ge. „So wie es jetzt ist, fin­de ich es viel zu gefähr­lich, von der Innen­stadt über die Kreis­ver­keh­re nach Off­heim zu radeln.“

(Kers­tin Kaminsky)

Info:

Der Deut­sche Umwelt­preis ist mit 500.000 Euro dotiert und wird jähr­lich von der Bun­des­stif­tung Umwelt ver­ge­ben. Das dies­jäh­ri­ge Preis­geld tei­len sich die Geschwis­ter Trapp­mann mit Ott­mar Eden­ho­fer für sei­nen Bei­trag zur CO2-Beprei­sung. Für den Preis kann man sich nicht bewer­ben. Den Vor­schlag für die Preis­wür­dig­keit von Anni­ka und Hugo Sebas­ti­an Trapp­mann für ihr her­aus­ra­gen­des Kli­ma­schutz-Enga­ge­ment mach­te der VDI (Ver­band Deut­scher Inge­nieu­re), des­sen Ver­bands­zei­tung kürz­lich aus­führ­lich über die Blech­wa­ren­fa­brik Lim­burg berich­tet hat­te. Im Vor­jahr ging der Preis u.a. an Rein­hard Schnei­der, den Geschäfts­füh­rer der Fir­ma Wer­ner & Mertz, für Nut­zung von Rezy­kla­ten und hei­mi­schen Pflan­zen als Roh­stoff für die Ver­pa­ckun­gen der Pro­dukt­li­nie Frosch.

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