Das Frauenhaus in Limburg hat schon eine längere Geschichte. Mit viel Engagement und Zielstrebigkeit haben Frauen in den 80er Jahren die Gründung des Frauenhauses in die Wege geleitet. Auch die damaligen GRÜNEN haben sich mit einem Antrag im
Kreistag tatkräftig dafür eingesetzt, dass das neu gegründete Frauenhaus von der Politik auf Dauer finanziell zuverlässig unterstützt werden konnte. Wie sieht heute die Arbeit des Limburger Frauenhauses aus und wo ist weitere Unterstützung notwendig?
Christina Baldus-Hummer und Barbara Sylla-Belok vom Ortsverband der Limburger GRÜNEN trafen sich zu einem online-Gespräch mit den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses, mit Simone Hilpisch und Eileen Glienke.
«Zum Glück», so Simone Hilpisch, «ist das Frauenhaus heute als feste Institution im öffentlichen Bewusstsein verankert und wird von der Politik, d.h. vom Kreis, von der Stadt Limburg und von weiteren Kommunen regelmäßig finanziell unterstützt.» Man sei mit vielen sozialen Einrichtungen und öffentlichen Institutionen bzw. Behörden vernetzt und jedes Jahr erfahre man eine beträchtliche emotionale und finanzielle Solidarität durch die vielen Frauen, Mädchen und auch Männer, die den Frauenlauf mittragen und daran teilnehmen.
«Unsere Arbeit im Frauenhaus ist sehr wichtig», so Eileen Glienke. «Denn nach wie vor gibt es viele Frauen, die vor häuslicher Gewalt, z.T. mit kleinen Kindern, Zuflucht an einem sicheren Ort suchen müssen. Es gibt immer noch genug Männer, zu deren Rollenverständnis es passt, dass sie Frauen auf Linie zwingen ‹dürfen›, notfalls mit Gewalt. Wenn Frauen mit kleinen Kindern nicht mehr arbeiten können und finanziell abhängig werden, können Konflikte eskalieren.» Derzeit kann das Limburger Frauenhaus 24 Personen, Frauen und Kinder, gleichzeitig aufnehmen, die von 5 ausgebildeten, in Teilzeit tätigen Fachfrauen betreut werden. Im Jahr 2020 haben insgesamt 60 Personen im Frauenhaus Zuflucht gefunden. «Wir könnten und sollten unsere Arbeit eigentlich noch ausweiten, so dass wir bis zu 35 Personen aufnehmen könnten», so Simone Hilpisch. «Dazu müssten wir natürlich weitere Räumlichkeiten anmieten und weitere finanzielle Mittel zur Verfügung haben.»
Simone Hilpisch verweist als Grundlage ihrer Forderung nicht nur auf die erlebbare Not von Frauen, sondern auch auf die ISTANBULKONVENTION. Diese Konvention «zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt» wurde vom Europarat im Jahr 2011 als völkerrechtlicher Vertrag ausgefertigt und trat 2014 in Kraft. Bisher haben 46 Mitgliedstaaten des Europarates diese Konvention in Istanbul unterzeichnet und 34 dieser Staaten sie inzwischen ratifiziert. Die Bundesrepublik Deutschland hat den Vertrag am 11. Mai 2011 unterzeichnet. Am 1. Juli 2017 hat der Deutsche Bundestag die Ratifizierung beschlossen. Am 1.2.2018 wurde die Konvention in Kraft gesetzt und ist somit rechtsverbindlich! Auf dieser Grundlage kann ein verstärktes Engagement für den Schutz von Frauen vor Gewalt durchaus eingefordert werden. Darüber sind sich die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses und die Vertreterinnen der Limburger GRÜNEN im Gespräch einig. «Eine Arbeitsgruppe auf Kreisebene befasst sich derzeit mit dem Thema», so Simone Hilpisch. «Hoffen wir, dass die Kapazitäten des Frauenhauses ausgeweitet werden können». Diese Forderung findet die volle Unterstützung der GRÜNEN Frauen.
Angesprochen wurde von den Fachfrauen des Frauenhauses im weiteren Gespräch auch die besonders schwierige Situation, die sich für Frauen im Frauenhaus ergeben kann, die nicht deutsche Staatsbürgerinnen sind: Wenn sie sich als verheiratete Ausländerinnen mit Kindern (auch EU-Bürgerinnen fallen unter diese Regelung) ohne Berufstätigkeit und eigene Einnahmen nach Gewalterfahrung von ihrem Mann trennen wollen, haben sie keinen Anspruch auf ALG II. Sie sind zunächst nicht abgesichert. Hier fordern die Fachfrauen des Frauenhauses, dass eine Grundsicherung notwendig sei für jede Frau, die von Gewalt betroffen ist. «Das können wir unterstützen und werden es in die Diskussion einbringen», so Christina Baldus Hummer. «Wir sind froh, dass uns dieses Gespräch auf die schwierige Situation aufmerksam gemacht hat, in die Frauen geraten können.» Soweit es im Rahmen kommunaler Politik möglich sei, so Barbara Sylla-Belok, wolle man sich dafür einsetzen, dass Maßnahmen im Kampf gegen männliche Gewalt erweitert werden können. «Zum Glück», so die GRÜNEN Frauen, «gibt es die gute Arbeit des Limburger Frauenhauses.»